GALERIE IM TAXISPALAIS INNSBRUCK
Welten im
Widerspruch
–—
Zonen der
Globalisierung
23. Mai – 2. August 2015
https://www.galerieimtaxispalais.at/programm/archiv/archiv-detail/ausstellung/78/
GABRIELE STURM
Gabriele Sturm verbindet in ihrer künstlerischen Arbeit den Mikrokosmos des Individuellen, Privaten mit dem gesellschaftlichen Makrokosmos der uns umgebenden Welt. Anhand alltäglicher Dinge, wie der Tomate in ihrer Küche, untersucht sie deren formalen, kulturellen, ökonomischen, politischen und historischen Hintergrund: Wo kommt die Tomate her? Welche wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen stehen hinter dem Warenfluss? Sturm erforscht globale Zusammenhänge, die unsichtbaren Netze, die sich von ihren privaten Räumen aus bis zu den anonymen globalen Playern des Marktes zurückverfolgen lassen.
Wie weit ist weit? Der Maßstab des eigenen Erlebens, 2006/2007
1-Kanal-Videoinstallation, Video, Farbe, Ton, 108:30 min
In ihrer Videoarbeit Wie weit ist weit? Der Maßstab des eigenen Erlebens fährt Sturm in einem LKW mit 20 Tonnen Tomaten von Antalya in der Türkei bis zum Großgrünmarkt in Wien mit. Während des 3.000 Kilometer-Roadtripskommuniziert sie mittels laufend versandter SMS-Berichte diese ‚Zuliefer‘- und Parallelwelt des Konsums. Die Narration der SMS-Nachrichten bildet die formale Struktur des Videos, der wiederkehrende piepende Ton des Handys ist die einzig signifikante Unterbrechung der Motorengeräusche.
Toptom / Promise / Rembrandt / Red Ball / Jackpot / Cleopatra / Yellow Lions / Diana / Victory / Doctor Pomidor ... (... 190 more), 1992–2015
Tomatenkisten aus dem Handel
Maße variabel
In engem Zusammenhang mit dem Video steht Sturms über Jahre angelegtes Archiv industriell genutzter Tomatenschachteln. Sie tragen Informationen wie die Qualitätsklasse der Tomaten, Handlungsanweisungen für die sachgerechte Behandlung während des Transports und der Lagerung sowie die Sprache des Bestimmungsortes. Die Kisten in der Sammlung werden so zu Trägern des kulturellen Gedächtnisses über die Tomate als Ware.
Paradeiser aus nächster Nähe, 2006/2007 "UN/FAIR TRADE" Neue Galerie Graz , 2015 Galerie im Taxispalais
Mischtechnik auf Papier, Karton, Holz
Maße variabel
In einer subversiven Geste schmuggelt Sturm Tomatenkisten, die sie für regionale Kleinbetriebe und in enger Absprache mit diesen gestaltet hat, in die ausgestellte Sammlung ein. Indem die Produzenten darin ihre Tomaten auf den Märkten anbieten, gelangen diese Kisten gleichzeitig auch in den Handel. Damit entwickelt Sturm eine persönliche Form eines kritisch reflektierten Konsums. Die enge Verknüpfung von Kunstwerk und Gebrauchsobjekt ist ein zentraler Teil des künstlerischen Konzeptes. Daher sind in der Installation in der Galerie im Taxispalais einige ältere der gestalteten Kisten zu sehen, vor allem aber mehrere neue, die für Bauern und Gärtnereien aus der Umgebung von Innsbruck geschaffen wurden und im Laufe des Ausstellungszeitraums nicht nur in der Galerie, sondern auch auf Innsbrucker Wochenmärkten zu finden sein werden.
Julia Brennacher, Lena Nievers, Jürgen Tabor, Galerie im Taxispalais Mai 2015